top of page

Leseprobe aus dem Kapitel

Der Platz neben Mama

Ich, der Karl, bin eigentlich ein ganz umgänglicher Genosse. Ich bin ja schließlich eine Französische Bulldogge und kenne Anstand und so. Also, wenn die Souki bei der Mama ganz nah so auf dem Sofa sitzt und mit ihr schmust und sich die beiden ganz viele Nasenküsschen geben, dann sitze ich entweder beim Papa auf dem Sofa oder liege unten ganz nah bei Mamas Füßen und bin dann so der stille Beobachter. Das ist schon gemein. Selbst, wenn ich kurz vorher mit Mama ganz doll meine Küsschen geteilt habe, bin ich schon ziemlich eifersüchtig.

 

Ihr müsst euch vorstellen, dass auf einem solchen Sofa nicht viel Platz ist. Wir haben zwei gleichgroße Sofas. Das eine gehört Mama und das andere gehört Papa. Als Souki noch nicht da war, da war ich immer bei Mama. Jetzt, wo Souki all die Liebe von Mama braucht, wegen ihrem Rücken, ihr wisst schon, ihre blöden Bandscheiben, die sind nicht so okay, deshalb ist Mama immer in ihrer Nähe, oder besser gesagt, Souki ist immer in der Nähe von Mama. Wenn Mama also auf ihrem Sofa ist und die Souki thront neben Mama, dann ist mein Herzchen ganz schön schwer. Dann möchte ich auch so gerne neben Mama sitzen und mich an sie lehnen. Ihr ein paar Küsschen geben und sie herzen und so. Aber da sitzt dann Souki. Ich beobachte die beiden dann ganz genau. Wenn Mama dann noch anfängt ihr ein Lied vorzusummen, unser Lied, dann drückt mein Herz wie ein Stein. Es wird so schwer, dass ich dann Angst habe, dass es aus meiner Brust fällt. Ich nehme mich dann ganz doll zusammen. Ich schnaufe dann einmal ganz laut. Das ist wie ein ganz tiefer Seufzer, den natürlich auch Mama hört. Sie hört im Summen auf und blickt mich über Souki hinweg an. Ihr Blick sagt alles. Ein kurzes langsames Nicken von ihr und ich lege mich zu ihren Füßen hin. Souki braucht sie gerade mehr und sie hat nicht aufgehört mich lieb zu haben.

 

Mama’s Platz war sowieso sehr beliebt bei uns, also bei Souki und mir. Nun gut, den Papa vergesse ich jetzt mal nicht, weil der ja auch die Mama lieb hat. Wenn der Papa die Mama in den Arm nimmt, boah, das kann ich auch nicht so richtig haben. Da stellen sich sämtlich Nackenhaare bei mir auf. Und das absolut Schlimmste ist, dass Mama mich dann auch nicht sofort beachtet. Mensch Mama, ich bin doch dein Karlchen … aber ich muss wohl lernen, dass es Dinge gibt, die ich nicht beeinflussen kann, nicht ändern kann. Und ich muss lernen, dass sofort zu erkennen.

…..

copyright © 2018 by Claudia Otte

created with Wix.com

bottom of page