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Auszug aus dem Kapitel

 

'Ein Mitbringsel'

Ein Mitbringsel

 

Tja, wie Souki schon erwähnte, feine Nuancen! Einkaufen! Sonntag? Das passte doch alles nicht zusammen. Wir Bullys sind Meister im Entdecken von Emotionen.

 

Souki ist im Nachhinein ziemlich angefressen, was diesen Sonntag anbelangt, und sie sagte nur, als dieses Kapitel geschrieben werden sollte, „Mach du das Karli, es regt mich immer noch auf.“

Tja, und wie ich so bin, mache ich das doch gerne.

 

Also ... ich denke nach, hole diesen Sonntag in meinen Gedanken wieder hoch ... eigentlich cool und prima, aber lest selbst ...

 

Nachdem Mama und Papa die Tür von außen geschlossen hatten, schauten Souki und ich uns an. Fragend, ungläubig und irgendwie hatte Souki recht. Wir fühlten uns veräppelt. Wenn die Ellis sich einen bunten Vormittag ohne uns machen wollten, sollten sie das doch einfach sagen. Aber mit einem schelmischen, geradezu unverschämten Grinsen, noch so ein glückliches dabei, einfach zu entschwinden. Nee, das geht ja mal gar nicht.

 

Wir legten uns in unser Körbchen und starrten eine Weile stumm die Tür und die Glasscheibe an.

„Glaubst du das mit dem Einkaufen Karl?“

„Mitnichten Souki. Hast du das Grinsen gesehen? Das darf doch alles nicht wahr sein.“

„Karli, ich ahne Fürchterliches. Die kommen gar nicht wieder. Die sind für immer weg.“

„Nein Souki“, ich versuchte zu lächeln, „die kommen wieder! Ganz bestimmt. Du kennst doch unsere Ellis. Die bringen uns bestimmt etwas Schönes mit. Das tun sie meistens, wenn sie Einkaufen gehen.“

Souki legte ihren Kopf flach auf die weiche Kante des Körbchens.

Ich sah ihre Falte auf der Stirn. Sie war deutlich sichtbar. Das hieß so viel wie Grübelattacke.

Ich musste cool bleiben, ihr Mut machen.

„Soukischatz. Komm zu mir. Das ist alles nicht so schlimm. Du wirst sehen Kleine, die kommen wieder!“

 

Wir lagen eine Weile dort im Körbchen. Mal nickte ich kurz ein. Aber wirklich nur kurz, so Sekundenschlaf, wenn ihr wisst, was ich meine. Ich musste doch auf Souki aufpassen. Ein kurzer weiterer Seitenblick zu ihr zeigte mir eine tiefschlafende Maus. Na Gott sei Dank. Wenigstens eine kann schlafen, dachte ich bei mir. Ihre Falte auf der Stirn hatte sich wieder geglättet. Ich war zufrieden. Doch hätte ich einen Spiegel gehabt, hätte ich meine Stirn gesehen. Nun, dann wäre ich schier erschrocken gewesen. Eine daumenkrallendicke Falte zog sich über meinen Augen bis in den Nacken. Ich sage euch, das war spürbar. Meine Gedanken kreisten. Aber ich konnte nix daraus schließen. Das war wie so eine Spirale, wo alles rauf und runter geht an Gedanken, aber nie zu einer Schlussfolgerung führt.

 

Ich hörte ein Auto. Ganz klar und eindeutig. Wie lange lagen wir hier? Ich wusste es nicht. Es war aber eindeutig Papas Auto. Da war ich mir sicher.

Soukis Schlaf wurde jäh unterbrochen, weil sie eben auch ein ganz feines Gehör hat.

Wir sprangen beide auf und eilten zur Glasscheibe an der Tür.

Ich hatte recht, Papas Auto. Ich sah, wie er ausstieg und zur anderen Seite ging. Dann stieg Mama aus. Boah, die sahen voll glücklich aus. Warum nur? Ich suchte Tüten in ihren Händen. Die hatten sie immer, wenn sie vom Einkaufen kamen. Aber keine Tüten zu sehen.

Mama hatte ihre Arme verschränkt. Was hielt sie denn da in den Armen? Ihren Schal? Ich konnte es nicht erkennen. Aber es war egal. SIE waren wieder da! Auf die beiden ist doch Verlass! Unbändige Freude strömte durch mich. .........(und weiter geht es im Buch)

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