
Claudia Otte
Autorin
Leseprobe aus dem Kapitel ...
Ich werde erwachsen !
Mittlerweile war ich schon richtig groß geworden. Mein vorher zierlicher Körper hatte an Höhe und auch an Länge, noch einmal eine Ecke zugelegt.
Meine Mama hatte schon mehrere Halsbänder kaufen müssen.
„Mein Gott, Souki, du wächst aber ziemlich schnell, mein Schatz.“
Sie nahm mit einem Band Maß, um zu schauen, warum das alte Halsband nicht mehr passte und welche Größe sie jetzt nehmen musste.
Mir passte das so gar nicht. Ich wollte viel lieber zu Karli, der an einem Kauknochen rumschlabberte.
„Mama, nimm doch einfach eine Nummer größer.“
Ich wurde ungeduldig und wollte nichts mehr mit messen oder so zu tun haben.
Ich schaute wieder zu Karli. Der Knochen war schon von ihm ganz nass eingeschleimt. Da hatte ich wohl keine Chance mehr dran zu kommen.
Mama war sehr bestimmend, wenn es um Dinge ging, die keinen Aufschub duldeten.
„Souki, Souki, wenn du so zappelst, dann kann ich unmöglich messen.“
Wieder schlang sich dieses Band um meinen Hals, wie eine lange Schlange.
„Ah, Souki, nun bleib ruhig. Das gibt es doch nicht.“
Mama hielt inne und schaute mich an. Sie nahm das Maßband und hielt es mir unter die Nase.
„Siehst du, nichts Schlimmes, nichts Pikendes, einfach nur ein Band.“
Ich schaute in ihre Augen und sah wie lieb sie mich anschaute. Okay, dann bin ich mal ruhig, so für zwanzig Sekunden oder für zehn.
Ich hielt ganz kurz still und sie nahm diese Schlange, wieder um meinen Hals und ein Aufschrei von Mama schallte durch den Raum.
„Siebenunddreißigkommafünf, das ist eine Menge, schon wieder zwei Zentimeter mehr.“
Ich versuchte, genau so überrascht zu schauen, wie Mama. Sie nahm das Band wieder weg und ich durfte dann endlich zu Karli.
Mama hielt mich trotzdem noch am Hals leicht fest und schaute mir in die Augen.
„Danke du kleine quirlige Maus.“
Dann bin ich losgestürmt zum Schlabberknochen. Karli lag dort und schaute schon eine gewisse Weile zu mir rüber.
Als ich bei ihm war, hielt er inne mit dem Schlabbern.
„Na du, musstest du dich wieder messen lassen?“
Er grinste von einem Backenzahn zum anderen und seine vorderen unteren Schneidezähne wurden sichtbar.
„Ja, das kann echt nicht wahr sein. Immer das Messen. Das nervt.“
Ich schaute mich vorsichtig zu Mama um, ob sie von meinen Worten was mitbekommen hatte. Das wäre nicht so cool gewesen. Aber sie rollte gerade das Maßband ein und war beschäftigt.
„Ich krieg jetzt bestimmt wieder ein Neues. Wir haben ja nicht genug davon.“ Ironie off.
„Nee, da hast du recht Kleine.“
Karli grinste wieder. Diesmal sah man nur einen kleinen unteren Zahn. .............
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